Ein Hoch an der falschen Stelle

Die Tage werden länger, die Natur wacht auf, die Vögel singen. Dies sind Anzeichen, dass der Frühling große Schritte nach vorne macht. Man freut sich, dass man endlich die Winterjacken und Kleider nicht mehr anziehen muss. Die Autofahrer ersparen sich das lästige Ritual, den morgendlichen Reif auf den Autoscheiben wegzukratzen. Man genießt stattdessen die wärmende Sonne beim Eis essen in den Cafes.

Das Ganze wäre möglich, wenn das Wetter auch mitspielen würde, das heißt, wenn tiefer Luftdruck in Nord- und Westeuropa und hoher Luftdruck im Mittelmeerraum herrscht und Deutschland sich in einer südlichen Strömung befindet.

Leider verspricht die Großwetterlage in Europa in den nächsten Tagen nichts Gutes: Über Süd- und Osteuropa dominiert nämlich relativ niedriger und über Nordeuropa hoher Luftdruck. Das Zusammenspiel von Hoch KATHARINA mit Schwerpunkt über dem Nordmeer und Tief QUIRINUS mit Kern über dem Finnischen Meerbusen lenkt kalte Luftmassen aus Skandinavien nach Deutschland und die derzeit noch wärmeren Luftmassen in der Mitte und im Süden Deutschlands werden nach Süden abgedrängt.

Das Hoch KATHARINA liegt also an der falschen Stelle: Statt den Frühling oder sogar den Sommer zu bringen, zeigt das Hoch uns die kalte Schulter. Denn abgesehen vom heutigen Dienstag, wo zumindest in der Mitte und im Süden Höchstwerte von 14 bis 19 Grad erreicht werden, schaffen wir ab Donnerstag mit Mühe gerade mal die 10 Grad-Marke am Rhein, ansonsten liegen die Höchstwerte nur noch zwischen 4 und 8 Grad. Dazu weht ein böiger Nordostwind, der uns die Luft noch kälter erscheinen lässt. Zum Kontrast lagen die Temperaturen vor genau einem Jahr schon verbreitet über 20 Grad und erreichten stellenweise sogar 27 Grad (Sommertag).

Auch wird Frost ein Thema in den nächsten Tagen sein: in der kommenden Nacht zunächst im Norden, ab der Nacht zum Donnerstag auch im Süden. Verbreitet werden dann Tiefstwerte zwischen -1 und -4 Grad erwartet. Nennenswerte Niederschläge wird es jedoch, abgesehen von heute in der Mitte und im Süden und am Mittwoch nur im Süden, zunächst nicht geben. Zum Wochenende hin treten im Osten einzelne Schauer auf. Diese Schauer können in Anbetracht des Temperaturniveaus dann auch in Form von Schnee- oder Graupelschauer fallen.

Empfindliche Pflanzen müssen also wieder rein ins Haus oder gut abgedeckt werden. Autofahrer können den Eiskratzer nicht komplett beiseitelegen. Wer es noch nicht getan hat, sollte das Aufziehen der Sommerreifen um ein paar Tage verschieben.

Ein kurzer Ausblick auf die Karwoche zeigt, dass sich der Schwerpunkt des Hochs KATHARINA nach Skandinavien verlagert und die Strömung auf Ost bis Südost dreht. So wird dann wieder wärmere Luft aus dem östlichen Mittelmeerraum nach Deutschland geführt. Entsprechend steigen die Temperaturen auch nach und nach auf Werte zwischen 14 und 20 Grad und die Frostgefahr nimmt wieder deutlich ab.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.04.2019

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