Wie sieht es in den Flüssen aus?

Der bald zu Ende gehende November 2018 schickt sich an, der mittlerweile zehnte zu trockene Monat hintereinander in Deutschland zu werden (siehe dazu auch die Grafik zum Niederschlag von Januar bis Oktober 2018 unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/11/27.html). Kein Wunder ist es daher, dass aufgrund des deutlichen Niederschlagsdefizits die Flusspegel der meisten Flüsse insgesamt sehr niedrig sind.

So wurde beispielsweise in Köln am heutigen Dienstagmorgen ein Pegel von nur 81 cm gemeldet. Damit liegt der Wasserstand zwar immerhin um 14 cm über dem (noch inoffiziellen) Rekordwert des Niedrigwassers von 67 cm am 23. Oktober 2018, aber eben auch noch auf "Augenhöhe" mit dem nach der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) gemeldeten bisherigen Rekordhalter des Niedrigwassers von 81 cm vom 29. September 2003.

Bei solchen Pegelständen ist die Schifffahrt stark eingeschränkt. Tankschiffe können derzeit nur rund ein Drittel bis die Hälfte der normalen Kraftstoffmengen laden. Ein voll beladenes Tankschiff transportiert etwa die Menge von 80 Tanklastwagen, sodass mindestens 40 zusätzliche Tanklaster auf der Straße eingesetzt werden müssen, um das Defizit aufzufangen. In Nordrhein-Westfalen wurde deswegen bereits das Sonntags- und Feiertagsfahrverbot für Tanklaster bis Mai 2019 ausgesetzt. Andere Bundesländer könnten nach Willen des Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer folgen.

Infolge der schlechten Treibstoffversorgung auf den Wasserstraßen gibt es bei den Spritpreisen ein deutliches Nord-Süd-Gefälle im Land. Kostete Diesel in norddeutschen Städten wie Bremen, Flensburg und Hamburg einschlägigen Spritpreisportalen zufolge heute Morgen um 1,28 Euro pro Liter, musste man in süddeutschen Städten wie Augsburg, Trier und Würzburg um 1,50 Euro dafür hinlegen. Eine satte Differenz also von über 20 Cent pro Liter! Bei den Superpreisen ist eine ähnliche Differenz zu beobachten.

Damit sich diese Situation ändert, bedürfte es mehrerer Tage hintereinander gleichmäßigen und länger andauernden "Landregens", sodass die vor allem in der Tiefe sehr trockenen Böden das Wasser erst einmal gut aufnehmen und später auch an die Flüsse weitergeben können.

Tatsächlich sind für die nächsten Tage immer wieder Niederschläge in Aussicht, da sich eine Westwindwetterlage einstellen soll, mit der wiederholt Tiefausläufer zu uns geführt werden. Aufgrund ansteigender Temperaturen unter Zufuhr milder Atlantikluft fallen die Niederschläge mehrheitlich als Regen. Allerdings sind die Mengen zunächst nicht so hoch, dass die Flusspegel spürbar steigen. Am Sonntag und Montag besteht nach den neuesten Computerberechnungen der Wettermodelle aber die Chance einer Dauerregenlage, insbesondere im Westen und Südwesten des Landes. Damit wäre eine erste leichte Entspannung des Wasserdefizits möglich.

Ob sich diese Tendenz in der kommenden Woche fortsetzt, ist indes noch relativ unsicher. Eine seriöse Vorhersage, die über 7 oder 10 Tage hinausgeht, ist bislang kaum möglich. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt...

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.11.2018

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