Ein Gruß aus der Sahara

Manchmal kann man auf Autos und anderen Oberflächen eine besonders dicke Staubschicht entdecken, sehr eindrücklich sind auch rot-braune Ablagerungen auf Schneeflächen und ein anderes Mal scheint der Himmel milchig und trüb, so dass die Sonne kaum "durchkommt". Dann ist meist die Rede von Saharastaub, der von Zeit zu Zeit bis in unsere Breiten transportiert wird. Dieser Vorgang findet meist in höheren Luftschichten statt, teils wird der Staub aber auch als unerwünschte Schicht am Boden abgelagert oder mit Niederschlägen aus der Luft ausgewaschen und erreicht so ebenfalls den Boden bzw. alle auf ihm befindlichen Gegenstände.

Aktuell befindet sich eine recht umfangreiche und hochreichende Tiefdruckzone über einem Großteil Europas. Sie erstreckt sich vom Ostatlantik bis nach Russland und reicht nach Süden bis nach Nordafrika. Dementsprechend herrscht eine süd- bis südwestliche Höhenströmung, in der aktuell Saharastaub nach Mitteleuropa geführt werden kann. Der Staub wird in der Sahara durch lokale, kräftige Winde aufgewirbelt und kann dann mit der Höhenströmung über große Entfernungen transportiert werden. Im Laufe eines Jahres kommt es häufiger zu solchen "Saharastaubausbrüchen" bis nach Mitteleuropa.

Mit Hilfe von sogenannten LIDAR-Geräten (Light Detection And Ranging) können solche Staubschichten oder auch andere Schwebeteilchen (Aerosole) in der Atmosphäre nachgewiesen werden. Von einem LIDAR wird ein gepulster Laserstrahl in die Atmosphäre entsandt, der an den Staubpartikeln reflektiert und zum LIDAR zurückgesandt wird. Aus der Laufzeit, der Zeit zwischen Lichtimpulsaussendung und Empfang des Rückstreulichtes wird auf die Höhe der Staubschicht geschlossen. Aus der "Menge" des zurückgestreuten Lichtes kann die optische Dicke und daraus die Menge des Staubes abgeleitet werden.

Wüstenstaub besteht überwiegend aus winzigen Sandkörnchen (Quarz), die sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die Sonneneinstrahlung besitzen. Der direkte Einfluss besteht darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt wird und damit die Einstrahlung reduziert wird, da die eingestrahlte Energie an den Partikeln zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird. Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die Staubpartikel auch als sogenannte Kondensationskerne wirken und damit zur Wolkenbildung beitragen. Und durch diese sozusagen "zusätzlich" gebildeten Wolken kommt es dann ebenfalls zu eine Reduzierung der Einstrahlung.

Saharastaub kann uns Meteorologen aber auch die Wettervorhersagen vermasseln - wie z. B. am gestrigen Montag. So wurden am vergangenen Sonntag für den Folgetag bei bis zu 11 oder gar 12 Sonnenstunden vor allem in den mittleren Landesteilen recht verbreitet Höchstwerte um 23 Grad prognostiziert. Unter Beteiligung des Saharastaubes bildete sich in einer Höhe von etwa 7 bis 9 km aber eine optisch recht kompakte Wolkenschicht über großen Teilen Deutschlands (siehe Satellitenbild Mitteleuropa sowie Ceilometermessung nahe Kassel; Ceilometer detektieren Wolkenschichten nach Lidarprinzip - siehe Eintrag DWD-Lexikon), die die Sonneneinstrahlung und damit natürlich auch die Höchsttemperaturen deutlich reduzierte. Aufgrund einer nur geringen Ausbeute von 3 bis 6 Sonnenstunden blieben die Höchsttemperaturen tatsächlich um meist 2 bis 3 Grad unter den vorhergesagten. Im Osten Deutschlands sah es deutlich besser aus, tatsächlich schien dort die Sonne wie vorhergesagt teils den ganzen Tag und damit passten auch die Temperaturprognosen gut.

Dipl.-Met. Sabine Krüger

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.04.2018

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