Der Himmel macht die Schleusen auf

In der Tat, im Laufe dieser Woche machte der Himmel in Europa seine Schleusen auf. Anfang der Woche regnete es in Großbritannien innerhalb von drei Tagen gebietsweise mehr als das Novembermonatssoll von etwa 120 mm (Deutschland etwa 60 mm). Das allerdings ist im Vergleich zu dem, was sich in den Süd- und Westalpen abspielte, eher vernachlässigbar. Dort sind in wenigen Tagen mehrere hundert Liter auf den Quadratmeter gefallen. Die ersten Starkregenmeldungen kamen Dienstagfrüh u.a. aus den französischen Cevennen im südlichen Zentralmassiv vom Mont Aigoual. Dieser Berg ist der niederschlagsreichste Ort Frankreichs mit einem Novembermittel von ca. 220 mm. Dienstagfrüh waren innerhalb 24 Stunden 122 mm bzw. Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen, Mittwoch früh weitere 121 mm, also täglich etwa das doppelte unserer mittleren Monatsmenge und Donnerstag früh kamen weitere 57 mm dazu. Besonders beeindruckend sind solche Niederschlagsmengen dort allerdings nicht, schließlich fielen auf dem Mont Aigoual 24stündig schon etwa 600mm, also das Jahressoll(!) relativ trockener Gebiete Deutschlands. Insgesamt fielen dort diese Woche bislang 346 mm. In Italien waren insbesondere das Piemont (Hauptstadt Turin) und Ligurien (Hauptstadt Genua) betroffen, also die Westalpen bzw. der Apennin. Hier ragte bei den amtlichen Messungen insbesondere der Monte Settepani heraus. Der Berg liegt küstennah bei Alassio, also etwa in der Mitte zwischen Genua und der französischen Grenze. Im Laufe der Woche fielen dort gut 500 mm. Aber auch in den Niederungen fiel starker Regen mit Tageswerten um das Monatssoll an mehreren aufeinander folgenden Tagen. Besonders schlimm traf es das Einzugsgebiet des Flüsschens Tanaro, das das Regenwasser nördlich von Genua aufnimmt und in den Po entwässert. Eine kleine Sensation soll es ca. 10 km nordwestlich von Genua in Fiorino gegeben haben. Am 22.11. fielen 580 Liter auf den Quadratmeter. Da sieht unser deutscher Rekord für 24 Stunden mit 312 mm im erzgebirgischen Zinnwald eher blass aus. Ursache dieser Starkregenfälle ist ein Tief, dass sich am Dienstag über Spanien an der Kaltfront genau des Tiefs bildete, das Südengland den oben erwähnten Starkniederschlag brachte. Die Zugbahn des neuen Tiefs über Spanien führte dazu, das über mehrere Tage hinweg die mit warmem Mittelmeerwasser angereicherte Luft an den Bergen der Alpen und des Apennin zum Aufstieg gezwungen wurde und sich dann abregnete.

Die Wetterlage war der klassischen Starkregenlage "Genuatief" sehr ähnlich. Wenn Sie genaueres zu solchen Wetterlagen wissen wollen, schauen Sie unter "Genuatief" im Netz nach oder in der ARD Mediathek unter "Wo unser Wetter entsteht (1)".

Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Deutscher Wetterdienst

Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.11.2016

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