Der Märzwinter

Meteorologische Singularitäten sind Witterungsregelfälle, die zu bestimmten Zeiten im Jahr überdurchschnittlich häufig auftreten. Es sind Abweichungen vom mittleren jährlichen Gang der meteorologischen Elemente. Der Jahresgang der Temperatur verläuft in einer Region nicht immer so "glatt", wie es nach den astronomischen Gegebenheiten der Fall wäre - so kann ein relativ kalter Witterungsabschnitt eintreten, obwohl in der Vergangenheit im Mittel eigentlich warme Luftmassen wetterbestimmend waren und umgekehrt.

Unter den bekanntesten Vertretern der Singularitäten sind dabei das Weihnachtstauwetter, das mit milder Atlantikluft zum Fest die Chancen auf Schnee zunichtemacht, die mit Kaltlufteinbrüchen einhergehenden Eisheiligen und der Altweibersommer Ende September, der nochmals mit einer Schönwetterperiode aufwartet.

So ist auch der Märzwinter eine Singularität, ein Spätwintereinbruch, der mit frostigen Temperaturen häufig um die Mitte des Monats, teils aber auch bis in den April hinein beobachtet werden kann. Gefürchtet sind diese späten Kaltlufteinbrüche vor allem in der Landwirtschaft. Ursache für den Märzwinter ist oftmals von Osten oder Nordosten eindringende kalte und trockene Kontinentalluft. Mit einer nördlichen Strömung kann auch feuchte Polarluft ins Spiel kommen, vorübergehend sind dann nochmals Schneefälle bis in tiefe Lagen möglich.

Den letzten großen Auftritt hatte der Märzwinter im Jahre 2013. Damals lag die Durchschnittstemperatur um 2 bis 5 Grad unter dem vieljährigen Mittel, wobei die Abweichung in den östlichen Landesteilen am größten war. Dort wie auch im Norden der Republik gab es eine geschlossene Schneedecke - und das über mehrere Wochen hinweg.

Und wie sieht es dieses Jahr aus? Die bisherige Märzbilanz zeigt sich im Vergleich zum vieljährigen Mittel (1961-1990) des Gesamtmonats momentan leicht unterkühlt. In den westlichen Landesteilen liegt derzeit eine Abweichung von etwa -2 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittel vor. Allerdings wird sich diese Bilanz voraussichtlich bessern, ist doch die kälteste Phase des März bereits überstanden. Zwar gab es in der ersten Märzhälfte noch Schnee bis in tiefere Lagen, z.B. am 7.3.2016 in Saarbrücken oder am 15.3.2016 in Bayern. Dennoch kann nicht wirklich von einem Kaltlufteinbruch gesprochen werden, wenngleich sich die kalte Jahreszeit - trotz der milden Wintermonate - eine gefühlte Ewigkeit hinzieht. Die Sehnsucht nach Frühling mit Sonnenschein und milden Temperaturen ist im März mit zunehmender Tageslänge eben schon deutlich zu spüren und die Erwartungen hoch. Das kurze frühlingshafte Gastspiel durch Hoch "Joachim" mutet da mehr wie ein Tropfen auf den heißen Stein an.

Während sich im äußersten Süden der Einfluss von Joachim noch über das Wochenende hinaus halten kann, dominieren in den übrigen Landesteilen die Wolken. Hier und da fällt auch etwas Regen, im Bergland geringfügig Schnee. Ähnlich bleibt es auch über die kommende Woche hinweg, wenngleich sich auch im Süden Wolken und etwas Niederschlag bemerkbar machen. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 6 und 12 Grad, mit den höheren Werten im Süden, wobei sich in den Nächten oftmals leichter Frost einstellt. Für Ostern stehen die Zeichen auf ein zweigeteiltes Szenario: erst pfui, dann hui - aber dazu mehr im morgigen Thema des Tages!

Dipl.-Met. Peggy Hofheinz

Deutscher Wetterdienst

Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.03.2016

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