Winterlicher (meteorologischer) Frühlingsanfang

Am morgigen 1. März beginnt aus meteorologischer Sicht der Frühling. Dieses Datum wurde für die Nordhalbkugel international einheitlich von der World Meteorological Organization (Weltorganisation für Meteorologie, WMO) festgelegt. Das hat weniger den Grund, dass das Wetter schon Jahre oder Jahrzehnte im Voraus vorhersagbar ist, sondern vielmehr den Vorteil, dass immer drei volle Monate einer Jahreszeit zugeordnet werden können und somit Statistiken leichter erstell- und vergleichbar sind.

Doch eine einheitliche Definition für den Frühlingsbeginn gibt es nicht. Manchmal hört man im Rundfunk, dass es bei einer Tageshöchsttemperatur über 15 Grad einen Frühlingstag gegeben hat. In den beim Deutschen Wetterdienst gebräuchlichen "klimatologischen Kenntagen" sucht man einen solchen Ausdruck aber vergebens.

Hingegen spricht der schwedische Wetterdienst (SMHI) von einem Frühlingstag, wenn die Tagesmitteltemperatur zwischen 0 und 10 Grad liegt und davon, dass der Frühling ins Land Einzug gehalten hat, wenn diese Marke nach dem 15. Februar an sieben aufeinanderfolgenden Tagen erreicht wurde. Für unsere Breiten wäre diese Definition aber nur bedingt geeignet.

Eine weitere Methode den Frühling zu bestimmen ist die Phänologie - also sozusagen über den Entwicklungsstand der Pflanzen. Phänologisch unterteilt man den Frühling hierzulande in drei Phasen: Als Vorfrühling wird der Zeitraum bezeichnet, in den die Schneeglöckchenblüte und die Haselblüte fallen. Das verbreitete Auftreten der Haselblüte werden Allergiker in den vergangenen Wochen sicherlich bereits deutlich bemerkt haben. Der nachfolgende Erstfrühling ist dann durch den Beginn der Forsythienblüte beschrieben und wird vom Vollfrühling, den der Beginn der Apfelblüte einläutet, abgelöst. Man kann sich leicht überlegen, dass der phänologische Frühlingsanfang nicht nur von der geografischen Breite, sondern auch von der Entfernung zum Meer, von der Höhe und von kleinräumigen Klimabedingungen abhängig ist. So können die oben angeführten Frühlingsphasen in geschützten Stadtlagen wesentlich früher eintreten als auf freiem Feld in nicht allzu großer Entfernung.

Schlussendlich gibt es noch die astronomische Definition des Frühlingsbeginns, der über die (theoretische) Tag-und-Nacht-Gleiche festgelegt wird. Dieser Termin variiert von Jahr zu Jahr und fällt diesmal auf den 20. März um 5:30 Uhr MEZ.

Auch wenn der Frühling aus phänologischer, ab morgen auch aus meteorologischer Sicht bereits da ist, zeigt sich die aktuelle Witterung doch noch einmal eher winterlich. Tief ZISSI über dem Mittelmeerraum bzw. ein zugehöriges, sich noch bildendes Teiltief zieht bis morgen Abend zum Grenzgebiet zwischen Weißrussland und der westlichen Ukraine. Die Zugbahn entspricht dabei der einer Vb-Wetterlage, jedoch sind die Auswirkungen während des Winterhalbjahres nicht so gravierend wie im Sommer (siehe dazu Thema des Tages vom 26.02.2016). Während am Boden mit einer nördlichen bis nordöstlichen Strömung die Zufuhr relativ kalter Luft anhält, werden in der Höhe warme und feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeerraum zu uns gelenkt, die auf die Kaltluft am Boden aufgleiten. Dadurch kommt es in der Südosthälfte am heutigen Montag, in der Nacht zum Dienstag und teils auch noch am Dienstag selbst verbreitet zu Niederschlägen, die teils als Regen, teils als Schnee, im Bergland und nachts fast durchweg in der festen Phase fallen. Gebietsweise - vor allem von Ostsachsen bis nach Oberfranken sowie zwischen Berchtesgadener Land, Ostalb und Allgäu kann es dabei auch kräftiger schneien. In der Nordwesthälfte herrscht hingegen zunächst oft heiteres und trockenes Wetter vor, bevor auch dort ab Dienstagnachmittag und -abend Niederschläge aufkommen, die vor allem im Bergland als Schnee fallen, wobei aber die Schneefallgrenze ansteigt.

M.Sc. Met. Stefan Bach

Deutscher Wetterdienst

Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.02.2016

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