Zyklonale Westlage

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus resultierenden Strömungsmustern der beteiligten Luftmassen in Bodennähe sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten.

Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.

Aktuell hat sich eine "zyklonale Westlage" (wiss. Abkürzung Wz) eingestellt, wobei "zyklonal" für "tiefdruckdominiert" steht. Zwischen tiefem Luftdruck über dem Nordatlantik und Nordeuropa sowie einer sich von den Kanarischen Inseln bis in den zentralen Mittelmeerraum erstreckenden Hochdruckzone verläuft in der mittleren Troposphäre über Zentraleuropa eine meist straffe westliche bis südwestliche Höhenströmung.

Im Bodenniveau wird mit westlichen bis südwestlichen und vor allem im Norden starken Winden milde Atlantikluft herangeführt, die derzeit vielerorts für zweistellige Tageshöchsttemperaturen sorgen kann. In die Strömung eingelagerte Tiefausläufer bringen am Mittwoch zunächst der Nordwesthälfte Deutschlands zeitweise Regen, während es in der Südosthälfte noch trocken bleibt und dort wegen des leichten Hochdruckeinflusses gebietsweise mit Aufheiterungen gerechnet werden darf. Am Donnerstag erreicht die für den Regen verantwortliche Kaltfront schließlich auch den Alpenrand.

Zyklonale Westwetterlagen sind typisch für das Klima Mitteleuropas. Im Gegensatz zur für uns beständigeren, "antizyklonalen" Variante liegt die "Frontalzone", also der Übergangsbereich zwischen polaren und subtropisch geprägten Luftmassen, weiter südlich, so dass auch Baden-Württemberg und Bayern von Tiefausläufern überquert werden.

Zur visuellen Unterstützung des eben Erläuterten sei auf die unter der Rubrik "Leistungen" angebotenen Analyse- und Prognosewetterkarten verwiesen.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2016

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