Vom Winde verweht

Langsam kommt der Winter in allen Teilen Deutschlands in Fahrt und macht auch im Tiefland seinem Namen alle Ehre. Mit Durchzug von Tief "Emma" über Norddeutschland hinweg strömt mehr und mehr maritime Polarluft ein, die bei frostigen Temperaturen verbreitet Schneefälle bringt. Allenfalls können in den Niederungen entlang des Rheins am Wochenende noch sanfte Plusgrade erreicht werden, die daher kaum zu einer nachhaltigen Schneedecke führen werden.

Soweit so gut - da mag manch einer sagen: "Endlich Winter!" Allerdings hat Emma noch Zusatzgepäck an Bord: den recht starken Wind. Und dort, wo stark böiger Wind und Schnee zusammen kommen, insbesondere wenn dieser locker und pulvrig ist, treten Schneeverwehungen auf.

Der Bodenwind wirbelt den Schnee auf und trägt ihn weiter in windgeschütztere Gebiete wie beispielsweise Mulden und Senken. Dies geschieht besonders gut bei Pulverschnee, da dieser locker und trocken ist. Bei Wirbelbildung an Hindernissen wird der Schnee auf deren Leeseite (der Wind abgewandten Seite, auch Windschatten genannt) abgelagert. Teilweise wird der Schnee auch gegen Hindernisse geweht, wodurch mitunter kompakt zusammengedrückte Schneemassen entstehen, die dann eine erstaunliche Festigkeit aufweisen können.

Im Gebirge kennt man noch die sogenannten "Schneewechten", eine weitere Variante der Verwehung. Diese können an der windabgewandten Seite von Berggraten entstehen und teils deutlich über die darunter liegende Felsbasis herausragen, sodass beim Überqueren lediglich eine geschlossene Schneedecke zu erkennen ist, die die Gefahr einer nicht-tragfähigen Unterlage birgt. Das kann für Tourengeher recht tückisch werden.

Auch im Straßen- und Schienenverkehr hält die weiße, herumwirbelnde Winterpracht einige Gefahren bereit. In dichtem Schneetreiben sinkt die Sichtweite stark ab und die lokal schwankenden Schneeanhäufungen, die von der Richtung des Windes und der vorhandenen Hindernisse abhängen, sind kaum zu erkennen. Aber auch bei besserer Sicht ist es oft schwer einzuschätzen, wie hoch sich der Schnee tatsächlich aufgetürmt hat. In hohen Verwehungen können Autos und sogar Züge steckenbleiben, so dass nichts mehr vorangeht.

Ab Windstärke 6 können bei Neuschnee oder einer vorhandenen Schneedecke von 5 bis 10 cm bereits markante Verwehungen auftreten. Legt der Wind noch ein Schippchen drauf, kommt es bei stürmischen Böen (Windstarke 8) auch zu unwetterartigen Verwehungen, bei denen beispielsweise Straßen und Schienenwege stellenweise unpassierbar werden und Bäume unter der Schneelast zusammenbrechen können.

Aktuell kommt es bis zum morgigen Freitag in den Mittelgebirgen zu solchen markanten Schneeverwehungen, die aufgrund des nachlassenden Windes am Wochenende dann aber nicht mehr zu befürchten sind. Im Schwarzwald und auch in den Alpen weht der Wind insbesondere oberhalb 1000 m so stark, dass dort auch unwetterartige Verwehungen möglich sind. Aber das Starkwindfeld zieht sich sukzessive nach Süden zurück und am Wochenende sind dann nur noch in den Gipfellagen der Alpen markante Schneeverwehungen möglich.

Dipl.-Met. Peggy Hofheinz, M.Sc.-Met. Anna Wieczorek

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.01.2016

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