Von drauß vom Walde komm ich her...

Vergangene Nacht war er wieder unterwegs, wie jedes Jahr, auf der Suche nach offenen Kinderhänden und leeren Schuhen vor der Haustür - der Nikolaus. Mandarinen und Nüsse gehören dabei zu seiner Standardausrüstung, aber auch sein schokoladenhaltiger Kollege erfreut sich bei vielen großer Beliebtheit.

Häufig wird in den Tagen vor oder direkt am heutigen 6. Dezember in vielen Städten und Dörfern der sogenannte Nikolauseinzug zelebriert, bei dem Menschen an zentralen Plätzen zusammenkommen und der wohlbekannten Geschichte des Nikolaus lauschen: "Von drauß' vom Walde komm ich her! Ich muss euch sagen, es ..." ja was tut es denn? Da könnte der eine oder andere Nikolaus tatsächlich ins Schleudern geraten (oder vielleicht nicht einmal das). Denn bei den momentanen Höchstwerten (meist 8 bis 12, heute lokal bis 15 Grad) kommen wohl nur bei den Wenigsten weihnachtliche Gefühle auf. Letzte Nacht konnte man bei Tiefsttemperaturen im niedrigen einstelligen Bereich oder "sogar" knapp unter 0 Grad wenigstens ohne größere Bedenken Handschuhe anziehen, zumindest in der Mitte und im Süden. Im Norden blieben diese bei 5 bis 9 Grad wohl überwiegend im Schrank liegen.

Dass es bei dieser milden Witterung für Schnee eigentlich keinen Platz gibt, ist nicht wirklich verwunderlich. Nur auf den höchsten Mittelgebirgsgipfeln ist der eine oder andere Zentimeter Schnee zu finden (z. B. Großer Arber 20 cm, Fichtelberg 9 cm), mit der Zugspitze als Spitzenreiter (Stand heute Früh: 68 cm). Doch auch wenn es auf dem höchsten Berg Deutschlands "weihnachtet", dürfte der Nikolaus dort Schwierigkeiten haben, seinen Spruch "Von drauß' vom Walde komm ich her ..." anzubringen, denn mit höherer Vegetation sieht es dort naturgemäß eher mau aus.

Aber es kann doch nicht ewig so mild bleiben ... oder? Naja, ewig bestimmt nicht, aber in den kommenden Tagen ist kein Wintereinbruch in Sicht. Allerdings gelangt am Mittwoch tatsächlich zumindest kurzzeitig etwas kühlere Luft nach Deutschland. Die Höchstwerte sind dann in der kommenden zweiten Wochenhälfte wohl "nur" noch in einem Bereich zwischen 5 und 10 Grad anzusiedeln, was aber immer noch zu mild ist für den Dezember und vermutlich auch für den Nikolaus.

Ihm bleibt nun nur noch, dem Christkind die Daumen zu drücken, dass es an seinem "Arbeitstag" deutlich winterlichere Rahmenbedingungen vorfindet, damit es schön "weihnachten" kann.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.12.2015

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst