ZELJKOs Reise und seine Hinterlassenschaften

Das vergangene Wochenende wird dank Sturmtief ZELJKO wohl so manchen in Erinnerung bleiben: (Hobby-)Meteorologen, weil ein solcher Sturm im Sommer sehr ungewöhnlich ist und nur etwa alle 10-20 Jahre vorkommt - und auch allen Betroffenen, die den Sturm am eigenen Leib zu spüren bekommen haben und mit den Auswirkungen vielleicht noch im Nachhinein kämpfen müssen.

Die Reise von ZELJKO begann mit seiner Geburt am vergangenen Dienstag vor Neufundland. Von dort begab er sich über den Atlantik Richtung Europa, erreichte am Freitag die Bretagne, zog durch den Ärmelkanal und stieß am Samstagmittag schließlich auf die niederländische Küste.

Bereits in der Nacht zum Samstag machte er sich in Deutschland mit teils kräftigen Schauern und Gewittern bemerkbar, die örtlich erste Sturmböen brachten (so wurde kurz nach Mitternacht beispielsweise eine schwere Sturmböe von 98, 3 km/h am Frankfurter Flughafen registriert).

Aber ZELJKOs Geschichte war damit noch nicht geschrieben, er holte noch einmal tief Luft und bescherte uns ein Sturmfeld, das sich am Samstag von Westen in die Mitte und den Norden und schließlich auch in den Nordosten ausbreitete.

Am heftigsten war ZELJKO an der Nordseeküste spürbar: Spiekeroog meldete eine orkanartige Böe von 108 km/h (Bft 11), Büsum 101 km/h, Norderney 99 km/h, Bremerhaven 98 km/h und auch in St. Peter-Ording konnten sich die Kururlauber bei 96 km/h (alles Bft 10) einen "etwas" kräftigeren Wind als sonst durch die Haare pusten lassen.

Aber die Ostseeküste sollte nicht verschont bleiben: Am Samstagnachmittag zuckten zahlreiche Blitze über den Himmel, wobei die zugehörigen Gewitter nicht nur die Regentonnen füllten, sondern in Travemünde auch mit einer schweren Sturmböe von 97 km/h (Bft 10) einhergingen. Auch ansonsten war die Gewitterfront mit kräftigen Böen verbunden.

Jetzt mag manch Leser vielleicht denken: "Ach, eine steife Brise sind die Norddeutschen doch eh gewohnt - Sturm ist erst, wenn die Schafe auf dem Deich keine Locken mehr haben...", ABER: ZELJKO zeigte auch im Landesinneren, dass er sich von anderen Tiefs zu dieser Jahreszeit unterscheidet:

Zum Beispiel sorgten in Münster (Westfalen) seine schweren Sturmböen (die Messstation meldete 94 km/h) für rund 100 Einsätze der Feuerwehr. Auch in anderen Städten Nordrhein-Westfalens und Südniedersachsens tobte der Sturm, erreichte Böen von 90 km/h (so beispielsweise in Göttingen, Gütersloh, Hameln, Lügde-Paenbruch, Rheine-Bentlage oder Bückeburg - siehe auch Tabelle der maximalen Windgeschwindigkeiten unter www.dwd.de/tagesthema) und verursachte zahlreiche abgeknickte Äste und entwurzelte Bäume. Einige Bahnstrecken wurden sogar gesperrt.

Den Vogel abgeschossen hat allerdings mal wieder der Brocken: Die Messstation des ohnehin sehr exponierten und windanfälligen Berges im Harz lieferte einen Maximalwert von sage und schreibe 159 km/h! Wenn zu diesem Zeitpunkt dort Schafe verweilt hätten, wären diese anschließend mit Sicherheit lockenlos gewesen oder ganz einfach weggepustet worden.

Während ZELJKO bereits weiter Richtung Schweden gezogen und seine Geschichte bei uns damit beendet ist, steht schon ein neues kräftiges Tief in den Startlöchern: ANDREAS versucht am heutigen Montag und morgigen Dienstag in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten, was jedoch nur bedingt gelingt. So sind zwar insbesondere bei Durchzug von Schauern und Gewittern sowie auf den Bergen Sturmböen möglich, ein so verbreitetes Sturmfeld wie ZELJKO hat ANDREAS allerdings nicht zu bieten.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.07.2015

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