Das vergangene Wochenende hatte es mal wieder in sich. Heftige Gewitter mit Starkniederschlägen tobten sich in vielen Teilen Deutschlands aus. Doch wie so oft gab es auch dieses Mal wieder Regionen, in denen - wenn überhaupt - nur ein paar Tropfen am Boden ankamen. Das Wort "Gewitter" war aber auch dort in den Vorhersagetexten zu finden. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass eine Prognose, wann und wo Gewitter exakt auftreten, nicht möglich ist. Aber warum ist das so?
Gewitter sind besonders in ihrer Entstehung sehr kleinräumige Wetterphänomene, die von Wettermodellen nur schlecht "aufgelöst" werden können. Das kann man ganz grob mit einem Fischernetz vergleichen: Je kleiner die Maschen des Netzes sind, desto kleinere Fische kann man fangen. Beträgt die Maschenweite zwischen zwei Knoten z.B. 50 cm, wird man Schwierigkeiten haben, einen Goldfisch zu erwischen. Ähnlich verhält es sich mit den Wettermodellen. Das hochauflösende Wettermodell des DWD hat aktuell eine Maschenweite von Knoten zu Knoten von 2,8 km. Gewitter sind aber vor allem während ihrer Entstehung deutlich kleiner (wenige Hundert Meter Durchmesser). So ist es nicht selten, dass es bei Gewittern in einem Stadtteil "Land unter" heißt, während es in einem anderen trocken bleibt.
Zur Veranschaulichung ein kleines Beispiel: Wir stellen einen Topf voll Wasser auf den Herd und schalten diesen an. Nach einer bestimmten Zeit steigen kleine Luftbläschen vom Boden des Topfes auf. Ein Gewitter örtlich und zeitlich exakt vorherzusagen, würde auf dieses Beispiel übertragen, bedeuten, dass man auf den Millimeter und die Sekunde exakt prognostizieren kann, wo und wann sich das erste Luftbläschen bildet. Sollten Sie dieses Experiment beim nächsten Nudelwasserkochen ausprobieren, werden Sie feststellen, dass das ein unmögliches Unterfangen wäre.
Natürlich schränken auch andere Faktoren die Gewittervorhersage ein (wie z.B. die zu geringe Anzahl an Messstationen), deren Behandlung den Rahmen dieses Textes allerdings sprengen würde.
Was man dagegen meist recht gut vorhersagen kann, ist eine größere Region, in der mit Schauern und Gewittern gerechnet werden muss. Während es am heutigen Montag vor allem im Westen und in der Mitte Deutschlands örtlich zu Schauern kommt, sind am Alpenrand erneut einzelne Gewitter möglich. Wann und wo genau uns die Wetterküche diese allerdings servieren wird, muss abgewartet werden und ist nur kurzfristig prognostizierbar.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst