Bisher hat der Sommer sich noch von seiner moderaten Seite gezeigt. Zwar gab es schon kurze Hitzephasen, diese wurden dann aber auch wieder rasch von Tiefausläufern abgelöst, die dann kühlere Luftmassen mit sich gebracht haben.
Bereits zu Beginn der vergangenen Woche gaben die verschiedenen Modelle erste Hinweise auf eine mögliche Hitzewelle, allerdings gab es noch einige größere Unsicherheiten. Das betraf insbesondere die Ausprägung und die Andauer der Hitze. Diese Unsicherheiten haben aber den ein oder anderen "Meteorologen" nicht davon abgehalten, in den Medien die 40 Grad Marke ins Spiel zu bringen. Dabei sollte man wissen, dass die 40 Grad Marke eine außergewöhnlich hohe Temperatur bei uns ist und diese Marke in der Vergangenheit lokal eng begrenzt nur ganz selten überschritten wurde. Der im offiziellen Messnetz bisher höchste Temperaturwert wurde in Freiburg und Karlsruhe im August 2003 mit 40.2 Grad gemessen.
Und wie es nun eben so ist, wenn man so weit im Voraus eine solch gewagte und mit großen Unsicherheiten behaftete Prognose publiziert ... die 40 Grad sind vorerst nicht in Reichweite! Nichts desto trotz, ein hochsommerlicher und heißer Witterungsabschnitt steht großen Teilen von Deutschland im Verlauf der nächsten Woche ins Haus. Aber wie kommt es dazu? Dafür muss man einen Blick auf die Höhenströmung richten, die einen entscheidenden Anteil an der Wetterentwicklung am Boden hat. In der Höhe gibt es Berge und Täler die vereinfach gesagt mit Hochs und Tiefs am Boden in Verbindung gebracht werden können. In der jüngeren Vergangenheit waren diese Berge nur flach und die Täler auch nicht sehr tief. Bei solch einer Konstellation spricht man von einer zonalen geprägten Großwetterlage, bei der sich Tiefdruckgebiete und Hochs rasch abwechseln und damit zu einem typisch wechselhaften Wettercharakter führen.
Diese Grundkonstellation ist nun im Begriff sich zu umzustellen. Über dem östlichen Nordatlantik soll sich ein Höhentrog stark nach Süden ausweiten. Nutzt man die bildliche Darstellung von oben, kann man von einer deutlichen Vertiefung des Tals sprechen. Nun sind die Täler und Berge in der Nordhemisphäre alle miteinander verbunden. Wenn sich also irgendwo ein tiefes Tal auftut, muss gleichzeitig stromabwärts (also östlich davon) ein hoher Berg aufgetürmt werden. Die Berge heißen in der Meteorologensprache Höhenrücken oder Keil. Ein ebensolcher breiter und von Nordafrika bis zum Nordmeer reichender Höhenkeil beeinflusst ab Dienstag große Teile von West- und Mitteleuropa. Die Folge sind Sonne satt und kein Niederschlag. Und noch mehr ... mit der zunehmend auf südliche bis südwestliche Richtungen drehenden Strömung werden heiße Luftmassen aus Nordafrika und der Sahararegion angezapft. Dies beeinflussen zunächst Spanien, Frankreich und England, kommen aber Stück für Stück auch in Richtung Deutschland voran, sodass bis zum Freitag fast überall die Hitzeschwelle von 30 Grad überschritten sein wird. Ausgewählte Beispiele der Temperaturentwicklung kann man in der angehängten Grafik finden (www.dwd.de , dort unter Thema des Tages auf [mehr] ) klicken.
Wie langanhaltend die bevorstehende Hitzewelle nun sein wird, ist aufgrund der mit der Vorhersagezeit zunehmenden Unsicherheit noch nicht absehbar. Es spricht allerdings einiges dafür, dass es der Sommer nun so richtig wissen möchte. Es ist durchaus möglich, dass es in einigen Regionen für mindestens eine Woche die Hitzemarke von 30 Grad überschritten wird.
Das wiederum birgt natürlich auch Gefahren. Das gilt vor allem für ältere und kranke Menschen, aber auch Babies und Kleinkindern macht solch eine langanhaltende Hitze zu schaffen, insbesondere dann, wenn auch die Nächte keine richtige Erholung mehr bieten. Auch wenn man ersteinmal vermuten würde, dass schwere Gewitter die größte Gefahr für Leib und Leben darstellen, sterben tatsächlich die meisten Menschen durch langanhaltende Hitzewellen. In den Nachrichten waren und sind Indien und Pakistan derzeit ein Thema, der ein oder andere kann sich aber sicher auch noch an den August 2003 erinnern. Klar am schadensträchtigsten sind sehr wohl die Gewitter oder Überschwemmungen durch Dauerniederschläge und Ihnen gilt daher auch eine große Beachtung im Warnmanagement. Nichtdestotrotz stellt Hitze eine nicht zu verachtende und oft unterschätzte Gefahr dar und das sollte bei aller Vorfreude auf den bevorstehenden hochsommerlichen Witterungsabschnitt nicht vergessen werden.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst