In nahezu allen Regionen Deutschlands fällt die erste Junihälfte zu trocken aus. Eine Ausnahme stellen hier nur einzelne Regionen dar, an denen sich kräftige, teils auch unwetterartige Gewitter mit Starkregen entluden. Auch wenn dies dort vorerst zu einer Entspannung bzgl. der Trockenheit führte, so bedeuteten die Starkregenfälle für einige Staatsbürger die nächste Katastrophe. Die großen Regenmengen, die innerhalb kurzer Zeit fielen, konnten von dem ausgetrockneten Boden nicht direkt aufgenommen werden. Dies sorgte z. B. am vergangenen Wochenende in Oberstdorf für eine Schlammlawine, die viele Häuser unbewohnbar machte. Bevor wir einen Blick auf die kommenden Tage werfen, soll zunächst die Niederschlagsverteilung der ersten Junihälfte Aufschluss über die Trockenheit in Deutschland geben.
Besonders trocken war es bis zum 15. Juni im Westen, in der Mitte und im Nordosten Deutschlands. Im landesweiten Vergleich ist in Mecklenburg-Vorpommern mit einem mittleren Niederschlagsaufkommen von nur 5,7 mm am wenigsten Regen gefallen. Dies entspricht zur Monatsmitte nur 9,4 % des Monatsmittelwertes. Direkt danach folgen die Bundesländer Niedersachsen und das Saarland. Dort sind innerhalb der ersten 15 Tage im Monat Juni im Durchschnitt 7,3 mm an Niederschlag gefallen. Dies entspricht im Saarland 9,4 % und in Niedersachsen 9,5 % des Monatssolls. Ebenfalls unter 10 mm lag das bisherige mittlere Niederschlagsaufkommen in Hessen (8,0 mm), NRW (8,3 mm) und in Sachsen-Anhalt mit 9,8 mm.
Die besonders "niederschlagsreichen" Regionen, jedoch nur im Vergleich zu den bereits oben genannten trockenen Gebieten gesehen, sind Baden-Württemberg und Bayern. Begünstigt durch die in der ersten Monatshälfte häufiger aufgetretenen Gewitter, fielen an den baden-württembergischen Wetterstationen im Mittel 47,2 mm und an den bayerischen Stationen 43,7 mm. Dies entspricht allerdings durch das im Süden Deutschlands allgemein höhere Niederschlagsaufkommen im Juni in Baden-Württemberg 45,4 % bzw. in Bayern 40 % des Monatsmittels.
Zieht man für einen Vergleich einzelne Wetterstationen zurate, so werden die Unterschiede noch deutlicher. Kaum nennenswerte Niederschlagsmengen wurden an mehreren Stationen in Niedersachsen gemessen. Im Zeitraum vom 1. bis 15. Juni stellt die Region rund um Hannover die trockenste Region Deutschlands dar. In Bückeburg wurden in diesem Zeitraum gerade einmal 0,1 mm registriert. Aber auch an den Stationen Celle-Wietzenbruch waren es mit 0,2 mm sowie in Hannover-Langenhagen mit 0,3 mm nicht wesentlich mehr.
Die höchsten Niederschlagssummen gab es vor allem an Stationen am Alpenrand bzw. im Alpenvorland. Rückblickend auf die starken Gewitter am vergangenen Wochenende trugen diese zum Großteil zu den bisherigen gefallenen Niederschlagsmengen bei. In Wielenbach (westlich des Starnberger Sees) sind mit 119,1 mm bereits 85,3 % der mittleren Niederschlagsmenge für den Monat Juni gefallen. Aber auch im Süden Baden-Württembergs gibt es einige Messstationen, die zur Monatsmitte nahezu ihr gesamtes Monatssoll erreicht haben. In Friedrichshafen-Unterraderach am Bodensee fielen alleine am Sonntag, den 14. Juni, durch wiederholt auftretende Gewitter 76,3 mm innerhalb von 24 Stunden. Insgesamt schlugen dort 114,2 mm zu Buche, was etwa 93 % der im Mittel zu erwartenden monatlichen Regenmenge entspricht. An dritter Stelle liegt die Station Klippeneck auf der Schwäbischen Alb. Dort betrug die aufsummierte Regenmenge bis zum 15. Juni 111,3 mm (entspricht 92,6 % des Monatsmittels), wobei am vergangenen Sonntag mit 63,7 mm ebenfalls mehr als die Hälfte der bisher gefallenen Niederschläge an einem Tag auftraten.
Schauen wir nun auf die Wetterentwicklung der kommenden Tage. Deutet sich in weiten Teilen Deutschlands ein Ende der Trockenheit an oder geht das Warten auf das schon lange benötigte "Nass von oben" weiter?
Am heutigen Mittwochnachmittag und -abend erreicht ein Tiefausläufer den Norden und Nordwesten Deutschlands. Dieser verlagert sich im Laufe des Donnerstags allmählich südostwärts, wobei die damit einhergehenden Regenfälle am Donnerstagmorgen die Mitte und am Abend den äußersten Südosten Deutschlands erreichen. Die von den Wettermodellen prognostizierte Niederschlagsaktivität lässt erneut nur auf geringe Regenmengen schließen. So werden bis Donnerstagabend verbreitet 1 bis 7 mm in 24 Stunden erwartet. In Staulagen sind lokal auch bis zu 10 mm möglich. In der Nacht zum Freitag sowie tagsüber muss vor allem an den Alpen mit weiteren schauerartigen Regenfällen gerechnet werden. Dort sind dann auch nochmals größere Niederschlagsmengen von bis zu 20 mm/24h möglich. Ansonsten sind vor allem in der Nordhälfte im Tagesverlauf nur kurze Schauer zu erwarten, die mit Mengen zwischen 1 und 5 mm in 24 Stunden recht schwach ausfallen. Auch der Samstag gestaltet sich weiterhin wechselhaft mit einzelnen Schauern. Die dabei erwarteten Niederschlagsmengen bleiben mit bis zu 3 mm weiterhin gering.
Insgesamt stellt sich also in den nächsten Tagen eine eher wechselhafte Witterungsphase mit zeitweiligen Niederschlägen ein. Abgesehen vom Alpenrand werden die dabei erwarteten Regenmengen das Defizit der ersten Monatshälfte jedoch nicht wettmachen können. Dennoch ist vielerorts eine kurzzeitige Entspannung der Trockenheit in Sicht. Ob sich die Situation bzgl. der Trockenheit zum Monatsende wiederum verschärft oder sich eine grundlegende Änderung der Wetterlage einstellt, bleibt abzuwarten.
M.Sc.-Met. Andreas Würtz
Deutscher Wetterdienst