Durch den recht wechselhaften und in vielen Bereichen Deutschlands noch teils winterlichen Witterungsabschnitt der letzten Wochen scheint der Frühling noch in weiter Ferne zu sein. Aus meteorologischer Sicht ist jedoch heute der letzte Wintertag, denn mit dem 1. März am morgigen Sonntag beginnt der meteorologische Frühling. Da uns "das Wetter" auch für die kommenden Tage voraussichtlich keinen landesweiten "Frühlingsdurchbruch" beschert, wollen wir einen Blick in die Vergangenheit werfen. Welche Extremwerte konnten in den vergangenen Jahrzehnten an einem 1. März bereits registriert werden?
Betrachten wir zunächst die Rekorde der Höchsttemperatur an einem 1. März. Hier liegt weiterhin die Station Jena (Sternwarte) in Thüringen mit 20,2 Grad an der Spitze, wobei dieser Wert im Jahre 1920 gemessen wurde und bis heute von keiner anderen Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes überboten wurde. An demselben Tag wurde an der Station Münster (NRW) eine Höchsttemperatur von 19,3 Grad registriert, was dieser Station bis heute den zweiten Platz sichert. Danach folgt Lahr mit 18,7 Grad aus dem Jahr 1959.
Dies zeigt, dass bereits Anfang März das Quecksilber die 20 Grad - Marke knacken kann. Trotz dieser nahezu sommerlichen Temperaturen kann es nachts dennoch eisig kalt werden. Deutlich wird dies bei Betrachtung der Temperaturminima am Morgen des 1. März 2005, denn aus diesem Jahr stammen die aktuellen Rekordwerte. Am kältesten war es an der Station Riedlingen am Südrand der Schwäbischen Alb und an der Station Hermaringen-Allewind im Osten Baden-Württembergs mit -28,0 Grad. Ebenfalls aus dem Jahr 2005 stammen die zweitplatzierten Stationen Altomünster-Maisbrunn und Neuburg-Langenhaslach in Bayern. Dort sank die Temperatur auf -26,0 Grad. Im Vergleich dazu sank die Temperatur auf der Zugspitze in 2960 m Höhe an einem 1. März seit 1900 nicht unter -25,5 Grad.
Als Nächstes betrachten wir die maximale Schneehöhe, die, wie nicht anders zu erwarten, auf den Kamm- und Gipfellagen der Mittel- und Hochgebirge zu finden ist. Somit ist es nicht verwunderlich, dass in dieser Liste die Zugspitze mit 680 cm, gemessen am 1. März 1948, heraussticht. Ihr folgen der Feldberg (Schwarzwald) mit 325 cm (1970) und der Große Arber mit 265 cm (1999). Um jedoch einen Eindruck davon zu bekommen, was in tieferen Lagen möglich ist, sei als Beispiel die Station Saldenburg-Entschenreuth (456 m über dem Meeresspiegel) im Bayerischen Wald genannt. Am 1. März 2006 betrug dort die Schneehöhe immerhin noch 93 cm. Auch im Tiefland kann zu diesem Zeitpunkt eine Schneedecke vorhanden sein. So konnte im Jahr 1979 nahezu auf Meeresniveau an der Station Worpswede-Hüttenbusch (7 m ü. NN, Niedersachsen) eine Schneedecke von 56 cm vorgefunden werden.
Abschließend nehmen wir noch die 24-stündige Niederschlagsmenge unter die Lupe. Der Messzeitraum erstreckt sich in diesem Fall vom 1. März, 06 UTC (koordinierte Weltzeit) bis zum darauf folgenden Morgen 06 UTC. In dieser Kategorie belegt der Brocken mit 48,1 mm (1956) den ersten sowie die Zugspitze mit 46,9 mm (1987) den zweiten Platz. Dass dies wiederum nicht nur ein Phänomen der Berglagen ist, belegen die Stationen auf Platz drei. Am 1. März 1999 fielen gleich an zwei Stationen, Wuppertal-Buchenhofen (130 m ü. NN, NRW) und Gevelsberg-Oberbröking (205 m ü. NN, NRW), 46,8 Liter auf den Quadratmeter.
Wie sehen nun im Vergleich die Wetteraussichten für den meteorologischen Frühlingsbeginn 2015 aus? Kann vielleicht der eine oder andere Rekord eingestellt werden? In der kommenden Nacht sinkt die Temperatur in den Mittelgebirgen in den leichten Frostbereich bis -5 Grad. Im westlichen Tiefland bleibt es hingegen bei 6 bis 1 Grad frostfrei. Auch wenn die Lufttemperatur in einigen Alpentälern auf Werte zwischen -5 und -10 Grad sinken sollte, bleiben diese Werte weit entfernt von den Rekordwerten. Tagsüber steigt die Temperatur verbreitet in den positiven Bereich, wobei am Oberrhein Höchstwerte um 12 Grad erwartet werden. Somit sollte auch in der Rubrik "Höchsttemperatur" kein neuer Rekord anstehen. Insgesamt bleibt es am 1. März 2015 wechselhaft mit zeitweiligen Regenschauern, wobei die Schneefallgrenze bis in die höchsten Berglagen ansteigt. Die größten Niederschlagsmengen mit bis zu 30 mm in 24 Stunden treten voraussichtlich in den Weststaulagen des Südschwarzwaldes auf. Nennenswerte Schneehöhen sind derzeit nur in den höheren Lagen der Mittelgebirge zu finden. So weist die Zugspitze derzeit eine Schneehöhe von 320 cm, der Brocken 100 cm und der Fichtelberg 69 cm auf.
Somit werden am diesjährigen meteorologischen Frühlingsbeginn voraussichtlich keine neuen Allzeitrekorde gebrochen. Dennoch zeigen die Extremwerte, dass es bereits zu diesem Zeitpunkt des Jahres deutliche Abweichungen vom Mittelwert geben kann.
Hinweis:Bei der Auswertung wurden nur Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes berücksichtigt.
M.Sc.-Met. Andreas Würtz
Deutscher Wetterdienst