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Datenübertragung
Lake-Effekt
31.01.2012 - Beitrag von R. Hausen (Dipl. Meteorologe)
Der Winter hat - wie angekündigt - Einzug gehalten und setzt sich mindestens bis Anfang der kommenden Woche weiter bei uns fest. Dabei wird der ohnehin nur sporadisch vorhandene Schnee trotz Dauerfrosts Tag für Tag durch die Sonneneinstrahlung abgebaut, genauer gesagt reduziert er sich durch Sublimation (direkter Übergang vom festen in den gasförmigen Aggregatzustand).

Kalte Ostlagen sind in der Regel durch sonnige Tage und klare Nächste gekennzeichnet, denn die kontinentale Luftmasse- die herangeführt wird- ist sehr trocken. Beispielhaft dafür sei an dieser Stelle mal der Taupunkt erwähnt, der aktuell bei unter minus 10 Grad sehr gering ausfällt. Im Laufe der Woche wird er in einigen Teilen Deutschlands sogar die minus 20 Grad Marke unterschreiten.

Das Besondere bei der Wetterlage ist nun, dass ab Mittwoch in höheren Luftschichten ebenfalls zunehmend sehr kalte Luft nach Norddeutschland gelangt. Am Freitag werden in rund 5 km Höhe minus 40 Grad prognostiziert, was auch nicht allzu häufig vorkommt. In Verbindung mit der- aufgrund der milden Vorgeschichte des Winters noch relativ warmen Ostsee- baut sich bei Wassertemperaturen von plus 2 bis 4 Grad ein Temperaturunterschied von knapp 50 Grad zwischen Wasseroberfläche und 5 km Höhe auf. Dadurch wird die Bildung sogenannter Schauerstraße über der Ostsee ausgelöst, die in der Meteorologie als Lake-Effekt bekannt sind. Infolge der kälteren und trockeneren Luft über Land schwächen sich die Schneefälle auf ihrem Weg landeinwärts je nach Windgeschwindigkeit relativ schnell ab, so dass die Niederschlagsmenge in Küstennähe am größten ist. Bei konstanter Anströmung kommt es bei diesen Lagen in einem lokal eng begrenzten Streifen (oft nicht breiter als 30 km) zu länger anhaltenden, schauerartig verstärkten Schneefällen, die zu erheblichen Verkehrsbehinderungen durch Neuschnee (20 cm in 12 Stunden sind keine Seltenheit) und Schneeverwehungen führen können.

Natürlich stellt man sich nun die Frage, ob auch Hamburg davon betroffen sein könnte. Entscheidend hierbei ist die Windrichtung zwischen 1 und 3 km. Idealerweise sollte sie bei etwa 40° (Nordost) liegen, da die Schauer dann direkt von der Lübecker Bucht hineindriften. Je stärker dabei die Windgeschwindigkeit, desto langsamer erfolgt die Abschwächung landeinwärts.

 Am Mittwoch liegt die Windrichtung bei etwa 70° (Ostnordost), so dass die Formation eher eine Linie Fehmarn-Kiel-Büsum einnehmen sollte. Wie gesagt, auch hier können Freud und Leid nur wenige Kilometer auseinander liegen. Im Laufe des Donnerstags, wenn die Schneeschauer tendenziell eher noch etwas kräftiger werden, dreht die Strömung eher auf Nord bis Nordost (10-40°). Die Chancen eines schneetechnischen Streifschusses steigen dann beträchtlich. Im angehängten Kartenausschnitt hab ich mal versucht die Gebiete für Mittwoch und Donnerstag etwas einzugrenzen. Eventuell sorgt zum Freitag ein kleinräumiges Schneetief sogar für flächendeckende Niederschläge. Die Mengen sind dabei naturgemäß schwer abzuschätzen. Zwischen 0 und 50 cm ist bei der Lage alles möglich, je nachdem welchen Bereich es erwischt. Da die Anströmung aber mitunter doch variiert, so dass sich die Schauerstraßen immer wieder neu ausrichten werden, halte ich für Hamburg 5 cm Neuschnee für realistisch. In Schleswig-Holstein können es lokal locker 15-20 cm werden. „Den Vogel abschießen“ werden aller Voraussicht nach wieder Rügen und Fehmarn, wo bis Sonntag 20 bis 30 cm inklusive Verwehungen erwartet werden können. Nicht ausgeschlossen, dass einige Gebiete dann wieder von der Außenwelt abgeschnitten sein werden.
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